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Mein Praktikum auf dem Land

Sebastian Keiff studiert im vierten Semester Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel und hat in den vergangenen Semesterferien ein Praktikum in der EKvW, seiner Landeskirche, gemacht, von dem er hier berichtet

Sebastian Keiff studiert im vierten Semester Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel und hat in den vergangenen Semesterferien ein Praktikum in der EKvW, seiner Landeskirche, gemacht, von dem er hier berichtet:

Mein Praktikum im Siegerland 

Mein 4-Wochen-Praktikum fand in einer kleinen Dorfgemeinde mit regelmäßiger Busverbindung nach Siegen statt. Ein einziges Mal ist der Bus sogar wie gewünscht gekommen. Für mich, der zuvor nur Städte kennengelernt hat, war das sehr beeindruckend und vom ersten Moment an war mir bewusst, dass ich zu wenig Winterkleidung eingepackt hatte, Februar. 

Der Arbeitsalltag war heftig, mein Mentor war immer auf Trab und selbst mit den Kaffeepausen für mich, die er dann am Schreibtisch verbracht hat, war meine „Studentenroutine“ nicht mehr umzusetzten. In der Mittagspause – die halbe Stunde zwischen dem letzten Termin morgens (der „ausnahmsweise“ etwas länger ging) und dem ersten Termin nachmittags (zu dem man „jetzt gerade nicht mehr pünktlich kommen wird“) – hat mein Mentor mir alles erzählt, was ihm gerade durch den Kopf ging. Das war viel! Quasi eine Kurzvorlesung. Mein Mentor hatte aber schon so manchen Praktikanten und nahm es einem deshalb gar nicht übel, wenn man ihm sagte, dass das jetzt zu viel auf einmal war. 

Zu nahezu allen Terminen sind wir mit dem Auto gefahren, teilweise bin ich sogar im Auto eingeschlafen, weil ich so fertig war. Durch ein sehr starkes Netz an ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und die Energie meines Mentors, konnten viele gute Ideen umgesetzt werden. Etliches von dem ich noch nicht gehört hatte wurde schon seit Jahren durchgeführt oder auch ganz neu eingeführt. Ein Bläsergottesdienst mit ganzen 60 Bläsern zum Jubiläum des CVJM vor Ort, war die Krönung von alledem. Aber auch noch ganz andere Zielgruppen als die Blechliebhaber wurden angesprochen. Ein Whiskey-Tasting war in Planung, aber auch das Repair-Café startete gerade seinen Durchbruch. Und bei allen Veranstaltungen waren mehr als genug Mitarbeiter da! 

Bei den Tauf-, Trau- und Trauer-Gesprächsterminen war es anfangs merkwürdig mit seinem Kaffee dabei zu sitzen und möglichst nichts zu sagen, aber mein Mentor hat die Gespräche immer gut geführt und seine gedankliche Stichpunktliste ausgefüllt. Selbst die nonverbalen Kommunikation beherrschte er wie ein Ass, sodass er am Ende des Termins sehr viel mehr erfahren hat, als gesagt wurde. 

An einigen Tagen war ich mit anderen Pfarrern unterwegs, die alle ganz unterschiedliche Schwerpunkte hatten: Seelsorgen – zu Hause und im Krankenhaus – technische Aufgaben Besuchsdienste aufbauen und die private Siegerland-Touri-Tour bestreiten inklusive Kaffee- und Mittagspausen – alles miterlebt! 

Von den klischeebehafteten Praktikanten-Aufgaben habe ich nichts abbekommen. Also natürlich stand hin und wieder Stühle schleppen, Schneeschippen und Babysitten an… Aber nur in dem Rahmen wie mein Mentor dieselben Aufgaben hatte, quasi wie bei einem Familienmitglied. 

„Zum Predigen braucht man am besten ein paar narzisstische Züge und es würde mich wundern, wenn du die nicht hast“, meinte mein Mentor, um mich davon zu überzeugen, dass „mein“ kleiner Gottesdienst am Ende nicht schaden würde – Und er hatte recht. 

Ich hätte es mir im Nachhinein wirklich nicht besser wünschen können und werde die Lieben nach Möglichkeit gerne bald mal zur Kaffeezeit besuchen kommen, auch weil ich ein paar Sachen vergessen habe.

Sebastian Keiff

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