Blog
Schreibe einen Kommentar

Examen: Ein Auf und Ab – und am Ende ist es doch geschafft!

Wenn man dann doch mal alle Hausarbeiten und Prüfungen geschafft hat, kommt man an den Punkt, an dem man sich die Frage stellt, ob man nun bereit für die Examensphase ist. Ich selbst hatte bereits alle Leistungspunkte zusammen, als ich mir dachte: Ich bin zwar nicht weise, aber alt. Also los geht es! Ich bin Lisa und hier könnt ihr über meine Erfahrungen mit dem Ersten Theologischen Examen lesen.

Wenn man dann doch mal alle Hausarbeiten und Prüfungen geschafft hat, kommt man an den Punkt, an dem man sich die Frage stellt, ob man nun bereit für die Examensphase ist. Ich selbst hatte bereits alle Leistungspunkte zusammen, als ich mir dachte: Ich bin zwar nicht weise, aber alt. Also los geht es! Motiviert, aber naiv und blauäugig startete ich mit der Vorbereitung. Ich redete mir ein, dass ich mit 14 Semestern ja schon ewig studiert hatte und letztlich auch irgendetwas hängen geblieben sein muss. Also quälte ich mich erstmal allein durch einen Stapel Bücher, die mir hier und da empfohlen wurden. Nach einigen Wochen besuchte ich auch meine ersten Repetitorien. Ständig erzählten mir meine Professor*innen von Schriften, Konzilien und Persönlichkeiten, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte. Ständig bekam ich mehr Stoff und Materialien, die man anscheinend auch noch können musste. Beharrlich war ich vor allem in meinem verdutzten Nachfragen, mit dem ich vielleicht der ein en Kommilitonin oder dem anderen Kommilitonen ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Schließlich stellten wir uns doch alle die gleichen Fragen und alle waren dankbar, wenn sich jemand traute, diese auch zu stellen.

Im Laufe der Vorbereitung wurde mir immer mehr bewusst, wie groß meine Lücken waren. Und ich stand vor der für mich unlösbaren Frage, wie ich diese jemals schließen kann. Verzweifelt ging ich in die Bibliothek, um mir eine Menge an Büchern auszuleihen. Das Ausleih-Kontingent war schnell ausgereizt, was mir direkt ein besseres Gefühl gab, auch wenn es mich nicht unbedingt klüger machte. Irgendwie überstand ich diese Phase. Ich schaffte es, mir einen großen Stapel Lernkarten zu schreiben und verschob das tatsächliche Lernen erstmal auf später. Schließlich stand bereits eine neue Herausforderung vor der Tür: die Examensarbeit. Mein alttestamentliches Thema gefiel mir glücklicherweise gut. Ich ging also frohen Mutes an die Arbeit. Hausarbeiten hatte ich im Studium ja bereits einige geschrieben, was sollte da schon groß schiefgehen? Meiner hoffnungsvollen Einstellung wurde jäh ein Ende bereitet, denn es kam alles ganz anders als erwartet. Als wäre das Examen nicht auch ohne Komplikationen bereits schwierig, nervenaufreibend und fordernd genug, befanden wir uns – für mich ganz plötzlich – in einer Pandemie. Nichts ahnend kam ich morgens in der Bibliothek an. Bei der Begrüßung mit den Worten „Frau Federl, ab morgen ist die Bibliothek zu. Sie dürfen heute aber noch einmal alles ausleihen, was sie möchten“ fiel ich erstmal aus allen Wolken. Examensvorbereitung ohne Bibliothek? Ist das überhaupt möglich? Da ich keine andere Wahl hatte, reizte ich zum zweiten Mal mein Kontingent an ausgeliehenen Büchern aus und stapelte sie reihenweise in meinem Zimmer. Auch jetzt machten mich die ungelesene Werke zwar nicht klüger, aber ich fühlte mich um einiges besser. Vielleicht war es doch irgendwie zu schaffen – auch wenn das ohne Bibliothek und ruhigen Arbeitsplatz, Kontakte zum Austausch, Mut machen und Aufmuntern oder Sorgen teilen und vergessen fast unvorstellbar war.

Diese Zeit war für mich persönlich definitiv nicht leicht und brachte mich immer wieder an meine Grenzen. Der Druck durch die herannahenden Prüfungen stieg stetig und die Isolation, die zusätzlich zu dem ständigen Arbeiten auch noch durch die Pandemie verstärkt wurde, ließ mich häufig einsam fühlen und machte mir sehr zu schaffen. Aber – wer hätte es gedacht – auch diese Zeit ging vorbei.

Die Klausuren standen kurz bevor und ich fragte mich die ganze Zeit, ob ich tatsächlich genug gelernt hatte und ob ich eine Möglichkeit hatte zu bestehen, während gleichzeitig kaum noch Platz in meinem Kopf war, um Neues aufzunehmen. Zusätzlich hatte ich natürlich auch die Pandemie ständig im Hinterkopf. Schließlich versetzte mich der Gedanke, dass ich mich auf keinen Fall anstecken durfte, in Panik. Es gab keine Möglichkeit die Prüfungen nachzuschreiben und man musste bis zum nächsten Jahrgang warten, wenn man aufgrund einer Erkrankung nicht teilnehmen konnte. Da ich der Überzeugung war den Lernstress und den Druck nicht noch ein halbes Jahr länger aushalten zu können, war das für mich eine schlimme Vorstellung. Jedoch ging dies nicht nur mir so – die gesamte Examensgruppe litt unter diesen Prüfungsbedingungen.

Die Phasen der Angst vergingen und ich konnte tatsächlich an den Klausuren teilnehmen. Diese stellten für mich die größte und schwierigste Herausforderung im Examen dar. Ich hatte zuvor nicht wirklich gelernt, wie man Klausuren an der Universität schreibt. Schließlich war meine einzige schriftliche Prüfung die Zwischenprüfung gewesen – die bereits einige Semester hinter mir lag. Ich wusste also gar nicht, wie man an die Aufgabenstellungen richtig herangeht – und damit war ich nicht die einzige. Wünschenswert wäre hier, zumindest für die nachfolgenden Generationen an Theolog*innen, eine Kooperation der Landeskirche mit den Fakultäten. Denn wenn in den Repetitorien besser aufgezeigt werden könnte, wie man eine Klausur meistern kann, wäre die Hürde und damit die Angst vor und auch in den Prüfungen selbst nicht so hoch, was sich letztlich auch auf die Prüfungsergebnisse auswirken würde.

Auch wenn das Examen nach den schriftlichen Klausuren nicht vorbei war, stellten sie einen Meilenstein für mich dar. Trotzdem ging das Lernen weiter: In acht Wochen standen die mündlichen Prüfungen an. Ich nutzte die Zeit, indem ich das Angebot der Bibliothek „to go“ testete und mir auf diesem Weg einen neuen großen Berg an Büchern auslieh. Wie schon vor den Klausuren fragte ich mich ständig, ob mir die Vorbereitungszeit reichen würde, ob ich meine Spezialthemen genug ausgearbeitet hatte und ob ich über genug theologisches Allgemeinwissen verfügte. Dieses Mal stieg der Druck vor allem bei den Kandidat*innen, die Klausuren ausgleichen mussten, während für die anderen mit den Prüfungsergebnissen der schriftlichen Klausuren ein Anflug von Erleichterung kam. Als ich schließlich zu den mündlichen Prüfungen antrat, erschien ich mit einer kleinen nervösen Gruppe von „Examis“ im Landeskirchenamt in Düsseldorf. Vor den Prüfungen gab es morgendliche Andachten, die dem Ganzen etwas Feierliches gaben. Die Prüfer*innen reagierten auf die spürbare Prüfungsangst und Zerstreutheit der angehenden Theolog*innen, die durch den nun über Monate gesteigerten und auf den Höhepunkt gebrachten Leistungsdruck hervorgerufen wurden mit Ruhe und Freundlichkeit. Nach meinem Empfinden waren alle daran interessiert ein gutes Prüfungsgespräch in einer möglichst angenehmen Atmosphäre zu haben. Trotz aller Selbstzweifel hatte auch ich am Ende des Tages die Bestätigung über ein bestandenes Examen in der Hand. Alle, die sich nun glücklich Theologe oder Theologin nennen durften, empfingen einen Segen. Schade daran war, dass dieser erst nach dem Erhalt der Ergebnisse gespendet wurde. Für mich erweckte dies den Anschein, dass Menschen, die die Prüfungen nicht bestanden hatten, keinen Segen verdient hätten – was sicherlich nicht impliziert war. 

Letztlich lässt sich festhalten, dass das Examensjahr die „schlimme“ Zeit des Theologiestudiums darstellt und oft die eigenen Grenzen aufzeigt. Jedoch bin ich der Überzeugung, dass man es mit Leidensgenoss*innen, Lerngruppen und guten Repetitorien irgendwie schaffen kann. Letztlich werden die Erleichterung und die Freude bei allen Examenskandidat*innen enorm groß sein. Und jede*r hat es nach einem Jahr des permanenten Drucks und der geballten Wissensanhäufung verdient, den Titel Magister oder Magistra Theologiae zu bekommen. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

40 − 34 =