Wie bist Du auf die Idee gekommen, das Pfarramt könnte etwas für Dich sein?
Nicht wenige Theologiestudierende haben vor ihrem Studium ehrenamtlich in ihrer Heimatgemeinde geholfen und insbesondere Einblicke in die Kinder- und Jugendarbeit erhalten.
Hier kann man kreativ werden, die eigenen Ideen einbringen, für andere da sein, Erfahrungen weitergeben und die eigene Arbeit wird – zumindest in der Regel – wertgeschätzt.
Wer dann Theologie (oder auch etwas anderes) studiert, kann sich weiter engagieren. Manche sind weiterhin in ihrer Heimatgemeinde oder in anderen Organisationen tätig, die sie schon kannten. Andere suchen sich etwas Neues, gehen vielleicht sogar in die Hochschulpolitik oder in ein Presbyterium. Doch wer ist es in der Regel, die oder der ehrenamtlich tätig wird?
Oft sind es Menschen, die sowieso schon einen vollen Terminplan haben, andere nicht im Stich lassen wollen oder die Aufgaben ihres Ehrenamts anderen Aufgaben gegenüber bevorzugen. Merkwürdig. Sonst habe ich das Ehrenamt immer als sehr positiv wahrgenommen…
Sich dies aber bewusst zu machen, kann helfen, auf sich selbst, auf Mitmenschen und später auf Gemeindeglieder einen Blick zu haben. Denn ein Ehrenamt sollte keinesfalls so weit reichen, dass das Engagement dort vor der Familie, der Arbeit oder dem Studium bzw. der Schule kommt. Aber was kann man machen, um zu bemerken, dass man vielleicht selbst zu viel macht und was kann man ändern?
Hierzu gibt es ein Apronym:
Handeln
Emotionen
Lachen, leben, lieben
Delegieren

Im Ehrenamt gibt es immer etwas zu tun. Immer gibt es neue Aufgaben, ein Ende ist nicht in Sicht. Also heißt es anpacken und handeln. Doch nicht nur das heißt handeln. Handeln heißt auch, „Nein“ zu sagen.
Die eigenen Emotionen und die derer, die mit einem tätig sind, im Auge zu behalten, ist essentiell. Merkt man, dass es einer anderen Person schlecht geht und sie vielleicht nicht so viel helfen kann, wie sie gerne würde, ist die häufige erste Reaktion, die Aufgaben zu übernehmen. Dabei sollte man sich aber selbst zuerst die Frage stellen, ob man die Kapazitäten dazu hat, auch emotional.
Wichtig ist, dass man selbst lachen, leben und lieben kann. Wenn das Ehrenamt zu viel Platz im eigenen Leben einnimmt und man nicht mehr die Freiheiten zum Leben und Lachen spürt, sollte man sich überlegen, etwas zu ändern.
Dies kann möglicherweise das Delegieren sein. Gibt es andere Personen, die die Aufgaben ebenfalls erledigen können? Gibt es Menschen, die sich vielleicht auch gerne einbringen würden, aber noch keine Chance hatten, sich zu beweisen? Delegieren ist ein Schritt, der nicht immer leicht ist. Aufgaben, die einem am Herzen liegen, abzugeben und aus der Hand zu legen, die Kontrolle über etwas, was man vielleicht selbst aufgebaut hat, zu verlieren, ist schwierig. Doch genau das kann nicht nur für die Person, der man die Aufgabe „überlässt“ eine Chance sein, sich zu beweisen, sondern auch die Organisation oder die Gemeinde, in der man sich engagiert, kann davon profitieren, wenn eine andere Person mit neuen Ideen kommt. Nichts ist endgültig. Man kann die Dinge wieder ändern, Aufgaben anderen übergeben und möglicherweise besteht auch eine Möglichkeit der Kooperation, sodass man sich die Aufgaben aufteilt und nicht mehr alles alleine zu tragen hat.
Doch am Wichtigsten ist es, zu handeln. Zu beginnen, wahrzunehmen, wie es einem selbst und anderen geht und daraufhin zu handeln. Sowohl für einen selbst als auch – natürlich vorsichtig und ohne jemanden zu kränken – andere darauf anzusprechen, wie es ihnen mit ihren Aufgaben geht.
Das Ehrenamt ist ohne Frage etwas fantastisches. Gerade in der Gemeinde kann sich prinzipiell wirklich jede und jeder einbringen, alle können ihre Ideen präsentieren und dabei sein. Es gibt für jede und jeden Möglichkeiten sich einzubringen – ob kreativ, eher in der Organisation, im Hintergrund oder ganz vorne mit dabei. Doch sollten wir die Menschen nicht aus den Augen verlieren und gerade für Pfarrpersonen, die später – hoffentlich – mit Ehrenamtlichen arbeiten dürfen, ist es wichtig, auf die Menschen ein Auge zu haben und für sie da zu sein, ein H e l d zu sein.