Dorothea Schwarz, Vikarin im Kirchenkreis Obere Nahe, nimmt uns fünf Tage lang mit an den Südrhein.
Tag 1: Büchenbeuren - Kirchenkreis Simmern-Trarbach
Google Maps sagt mir, ich bräuchte eine gute Stunde, von mir (nördliches Saarland) bis in dieses ominöse Hunsrück-Dorf. Eine Stunde – keine Autobahn, nur Hunsrückhöhenstraße. Toll, denke ich mir und fahre los. Selten habe ich so viele Wälder und Wiesen gesehen wie auf der Strecke. Am Erbeskopf vorbei (Rheinland-Pfalz höchster Berg) komme ich am Nachmittag tatsächlich in Büchenbeuren an.
Voller Stolz zeigt mir die Pfarrerin DAS Projekt der Gemeinde: ein kirchliches Café für alle Leute des Ortes und der Nachbardörfer. Gut gefördert von ganz vielen Initiativen und ein Gewinn für die ganze Dorfgemeinschaft.

Ein paar Konfis kommen, noch ganz beseelt von der Konfifreizeit an der Mosel das Wochenende zuvor.
Die Weltgebetstagsdamen treffe ich auch noch. Was ich hier denn machen würde? Die Gemeinde anschauen und die Region bewerben? Das ist aber schön! Die Leute sind hier offen, soll ich sagen. Aus wenig, kann man hier viel machen! Und sie wagen sich auch auf neue Pfade: Instagram haben sie jetzt auch für sich entdeckt. Zwei Kanäle betreiben sie da. Einen für Termine und einen mit Impressionen. Ich muss etwas grinsen: Es ist schön, wie die Seniorinnen stolz ihr Smartphone zeigen.
Tag 2+3: Neunkirchen, Ottweiler, Heiligenwald, Saarbrücken - Kirchenkreis an der Saar
Eigentlich hat das Saarland ja zwei Kirchenkreise (Saar-West und Saar-Ost). Und natürlich soll das so bleiben. Aber in vielen Bereichen gibt es auch Kooperationen. Öffentlichkeitsarbeit zum Beispiel. Apropos: Beide Kirchenkreise freuen sich über interessierte Theologiestudierende. Falls ihr Mal zu Besuch kommen wollt, seid ihr herzlich eingeladen. Einfach unter oeffentlichkeitsarbeit@evks.de melden.

Nun, zwei Tage Saarland also. Das kleinste Bundesland mit dem, wie ich finde, besten Essen. Sonne satt und französische Kulinarik treffen auf bodenständige Herzlichkeit. Die Leute sind freundlich – manchmal vielleicht sogar etwas zu sehr (Zugezogene verstehen unsere Kritik nicht so gut, wurde mir berichtet) und von Stadt bis Land ist für jeden was dabei. Kurze Wege zu den politischen Ebenen, ein starkes Bewusstsein für die Region und noch Spuren aus der Bergbauvergangenheit zeichnen Leben und Arbeiten hier aus. Manchmal, wenn man wieder einem alten Förderturm aus Kohlezeiten begegnet, hat man fast Ruhrpott-Feeling. Nur mit dem feinen Unterschied, dass der Strukturwandel doch etwas besser geklappt hat.
Neben dem Industriecharme und der Natur haben wir hier aber auch wunderschöne Städtchen mit historischem Kern (Ottweiler) und Spuren des Adels. Z.B. die barocke Ludwigskirche, die ihr alle von der 2€ Münze kennt. Die ist übrigens evangelsich – obwohl das Saarland eigentlich sehr katholisch ist.

Tag 4: Saarburg - Kirchenkreis Trier

Das verwirrende an Saarburg ist, dass es trotz des Namens in Rheinland-Pfalz liegt. Ich kannte es vor allem aus Urlaubsberichten von Kindheitsfreunden (Man merke: Saarburg ist also Touristenregion) und aus den Erzählungen meiner Vikarskollegin. Also, wieder ab auf die Hunsrückhöhenstraße und eine Stunde nach Saarburg. Und inmitten der Weinberge an der Saar ist da dieses wunderhübsche Städtchen. Wasserfall, Idylle, Cafés laden zum Flanieren ein. Die Kirche thront mit Pfarrhaus direkt über dem Ortskern, wieder mit atemberaubendem Blick über die Weinberge.
Das besondere an der Gemeinde? Ich sag nur: Diaspora! Die Gemeinde verteilt sich auf viele kleine Dörfer: Die Fahrwege sind weit und alles ist auf Saarburg zentriert. Die Lösung für das Problem: Fast alles an Gemeindearbeit findet am Wochenende und in Blöcken statt – gerade Konfirmandenunterricht. Dessen Spuren findet man auch überall. Im Gemeindehaus liegen noch Kreativarbeiten, der Jugendraum wartet nur auf die Jugendlichen.
Tag 5: Baumholder - Kirchenkreis Obere Nahe. meine Heimat
Das besondere in dem zu sehen, wo man täglich ist, ist eigentlich das aller Schwerste. Wie jeden morgen fahre ich von der guten Seite der Grenze (Saarland😉) rüber in meine Gemeinde nach Rheinland-Pfalz. Ihr merkt, da gibt es gewisse Konkurrenzen.
Noch vor dem Ortsschild sieht man, was „meine“ Gemeinde besonders macht: Hinter großen Zäunen liegt amerikanisches Hoheitsgebiet. Bei Macces kann man auch auf Englisch bestellen und sein Auto in US-Dollar kaufen. Baumholder ist richtig amerikanisch. Und dabei doch nur ein deutsches Dorf. Ich arbeite gerne hier. Die Menschen wollen gestalten. Haben Ideen, was man alles machen kann. Ein Beispiel ist unsere Kirche: Es kann ein Gemeinderaum durch eine Glaswand abgetrennt werden. Die Kochzeile mit Herd, Spüle und Kühlschrank ist dann im Kapellenaltar versteckt. Ich meine: WTF: Im Altar!!! Mega, oder?
Wie viele Gemeinden und Kirchenkreise sind wir gerade dabei uns neu aufzustellen. Gerade fusioniert meine Gemeinde. Und weil es ja sein muss, funktioniert das echt gut. Wir alle wissen, dass es für das kirchliche Leben am besten ist. Ich bin immer wieder beeindruckt, was hier möglich gemacht wird. Mit wenig Geld, aber oft hohem Engagement.
Vielleicht sehe ich alles aber auch etwas verklärt – immerhin ist das meine Heimat, in die ich zurück gekommen bin.