Kein schöner Land

Sieben Monate dauert mein Vikariat jetzt schon.
Sieben Monate!
Es kommt mir vor, als hätte ich nie etwas anderes gemacht.

Das Lehrerpult in der Grundschule trägt inzwischen meine „Note“. Kanzel, und seit dem Abendmahl am Ewigkeitssonntag auch der Altar, sind mir von bestaunenswerten Schmuck-Stücken zu verlässlichen Arbeits-Plätzen geworden. Die Schlüssel für die Hauptkirche und das Gemeindehaus baumeln wie selbstverständlich neben denen für Garage und Wohnungstür an meinem Schlüsselbund. Und den Fahrradweg von zu Hause in die Gemeinde könnte ich inzwischen blind fahren.

Tja, so schnell gewöhnt man sich an den Vikars-Alltag. Wobei ich natürlich auch herzlichst aufgenommen wurde von Kirchens. Noch immer höre ich manchmal Gottesdienstbesucher aus den Bänken tuscheln: „Wie schön! Das ist ja mal ein junger Pfarrer!“ Aber ist die neue Herausfoderung wirklich schon völlig zur „Gewöhnung“ verkommen? Es drücken doch noch immer einige Steinchen in meinen neuen Schuhen. Bin ich in der Grundschule eher Teil des Kollegiums oder eher willkommener Besucher? Bin ich im Konfi-Unterricht ein zu jung ausgefallener Pfaffe oder ein zu alt ausgefallener Jugendlicher? Wieviel Exegese kann ich oder muss ich sogar den Predigthörern zumuten? An diesen Fragen habe ich weiterhin zu knabbern.
Was ist das Besondere an meinem Vikariat? Vielleicht, dass in meiner Gemeinde nur 1700 Menschen wohnen. Wovon nicht alle evangelisch sind. Da kennt man sich. Da trifft man als Pfarrer beim Taufgespräch auch mal junge Eltern wieder, die man „gestern“ noch konfirmiert hat. Meine Hood heißt jetzt Staudernheim. Meine Crew heißt jetzt Karl, Willi und Hildegard. Die haben einiges an Geschichten drauf, kann ich euch sagen. Und wenn ich mich mal unter Menschen U50 mischen will, gibt es ja den örtlichen Tischtennisverein. Oder die drei anderen Vikarinnen, die in unserem gar nicht so unbeliebten Kirchenkreis an Nahe und Glan ihren Dienst tun. Oder das Predigerseminar in Wuppertal, wo ich alle 6-8 Wochen Kraft tanken und meine Fragen loswerden kann.

Was genieße ich hier besonders? Schwer zu sagen. Die Ruhe auf den Straßen. Dass mein Arbeitsweg durch Laubwälder und Acker-Felder führt. Dass Menschen es sichtbar genießen, einen jugendlichen Geistlichen zu Gesicht zu bekommen. Ein schönes Fleckchen Erde hat Gott hier geschaffen. Und wenn er will, so werde ich die nächsten zwei Jahre daran mitarbeiten, es zu bebauen und zu bewahren. Vor allem aber: es genießen.

Ein wunderbarer Tausch

Geschafft! War es tatsächlich Erleichterung oder eher Müdigkeit, die auf den Gesichtern der Examenskandidaten abzulesen war, als es endlich hieß: Die mündlichen Prüfungen sind zu Ende. Und viel wichtiger: Es haben alle bestanden. Ich jedenfalls hatte den Eindruck, dass die Worte zwar in unsere Ohren gelangten, aber bis in unser Bewusstsein drangen sie nicht sofort durch. Erst jetzt, nach drei Wochen hochverdientem Urlaub mit anschließender Wohnungssuche, Autokauf und meinem Arbeitsbeginn als Vikar, setzt sich bei mir die Erkenntnis so langsam durch. Völlig angekommen im Neocortex wird sie wohl erst sein, wenn ich bald tatsächlich vor den Schülern und -schülerinnen an der Grundschule stehe, an der ich mein Schulviakriat verbringen werde, und dort mit den Konditorfähigkeiten, die ich mir fürs Examen aneignen musste, erstmal ganz kleine Brötchen backe.

Aber noch geht mein Kopf immer wieder die zurück liegende Zeit durch: Ich denke an die drei Klausuren im Januar und dass damit das Schlimmste schon überstanden war. Die acht Wochen zwischen den Klausuren und den fünf mündlichen Prüfungen war jedenfalls deutlich entspannter und schlafreicher als die Wochen davor. „Wat fott es, es fott“, sagt der Rheinländer. Lernpsychologisch analogisiert: Prüfungen, die hinter einem liegen, drücken weniger, als solche, die man noch vor sich hat.

Wer wollte, bekam kurz vor der letzten Szene des letzten Akts in unserem kleinen Drama „Theologiestudium“ seine Noten für die zwei Hausarbeiten und die Klausuren mitgeteilt. Das führte zu zahlreichen offenklaffenden Mündern, denn angesichts der sehr machbar scheinenden Klausurthemen hatten sich die Korrektoren bei der Notengebung offensichtlich mehr an der Gerechtigkeit als an der Gnade orientiert. Sei´s drum, dachten wir uns, denn wir wussten die Statistik auf unserer Seite: Erstens zählen die Klausuren ja doch nur halb so viel wie beispielweise die Noten in den Fächern, in denen man keine Klausur geschrieben hatte. Zweites sind selbst Defizite in den Klausuren meisten gut ausgleichbar. Und drittens ist schon mehrere Examensdurchgänge in Folge niemand mehr durch die Prüfung gerasselt. Und warum sollte unser Durchgang da eine Ausnahme bilden?

Mit viel gegenseitigem Mut-Machen zitterten wir uns daher auch am Showdown von Prüfung zu Prüfung. Innerhalb von 27 Stunden sind das fünf Stück à 20-25 min. Ein solcher Rundumschlag durch das wissenschaftliche Curriculum in so kurzer Zeit ist in der theologischen Karriere eines jeden Menschen wohl einzigartig. Einzigartig…Hmm. Mit diesem Wort ist die Examens-Experience wohl treffend zusammengefasst.

Während ich mich so in diese jüngere Vergangenheit zurückreflektiere, erscheint mir die Gegenwart leicht grotesk: Keine meterhohen Bücherstapel mehr auf meinem Schreibtisch. Das eine Buch, das ich nun auf Zugfahrten dabeihabe, ist vor allem unterhaltsam, hat mal keinen theologischen Mehrwert, und niemand wird mich über seinen Inhalt prüfen. Da ist auch kein Damoklesschwert mehr über mir, das jeder Pause, jedem freien Tag eine leicht bittere Note verleiht. Und meinem liebgewonnen Platz in der Wuppertaler Bibliothek habe ich mittlerweile ebenfalls Adieu gesagt und werde ihn in den nächsten Tagen durch das Lehrerpult in der Grundschule ersetzen dürfen. Ein wahrhaft admirabilis commercium.

Abenteuer Examen – A whole new world

Was sich vor zehn Monaten noch wie Level eins im Abenteuer Examen anfühlte, scheint im Rückblick fast eher wie eine Demoversion.

Zehn Monate sind seit dem Examenstag vergangen und es kommt mir vor wie 40 Tage in der Wüste – einerseits vergeht die Zeit viel zu schnell, um den enormen Lernstoff aufzunehmen, und dennoch wünsche ich mir immer wieder eine Oase, ein Tag ohne Abenteuer und Zweifel.

Neben dem Schreiben letzter Hausarbeiten und dem Sammeln finaler Leistungspunkte, reichte die Zeit immerhin auch für zwei Repetitorien. Dort wurde mir schnell klar, dass eisenhartes Büffeln vor etlichen Überblicks- und Spezialbüchern und unermüdliches Wiederholen des bereits Gelernten durch keinen Dozenten ersetzt werden kann. Für mich, ehrlich gesagt, eine ziemlich neue Erfahrung, da die Zwischenprüfung, das Philosophicum und diverse Veranstaltungsprüfungen i.d.R. mit einem einmaligen Noch-Mal-Drübergucken zu bewältigen gewesen waren. In Sachen Selbstorganisation und Selbstdisziplin stand ich also plötzlich vor dem Eingangstor in eine völlig neue Welt.

Ob ich mich in dieser besser zurechtfinde, indem ich dem inneren auch ein äußeres System-Update habe folgen lassen, wird sich erst noch zeigen. Mitten in der Lernphase zog ich schließlich noch von Heidelberg nach Wuppertal – mein ganz persönliches Bonuslevel  samt Wohnungssuche und -einrichtung. Mittlerweile habe ich aber meinen Stammplatz in der Bibliothek an der Kirchlichen Hochschule gefunden und fürchte, der Stuhl wird schon vor Abgabe der Predigtarbeit durchgesessen sein.

Wie jedes gute Abenteuer, bietet auch meins wöchentlich neue Schreckmomente: Wenn zum Beispiel Kommilitonen ein Thema viel gründlicher erarbeitet haben als man selbst und man sich fragt, ob man von Beginn an alles falsch angegangen ist. Oder wenn das Vorwort des neuen Hauschild von der Lernmethode, die man sich mühsam ausgedacht hat, “dringend abrät”. Examen ist halt kein zweidimensionales Point-And-Click-Adventure, sondern ein waschechtes Open-World-MMORPG. Viel zu erkunden, viel Entscheidungsfreiheit, manchmal sogar viel zu viel, und am Ende steht der Endboss in Form von zahlreichen Klausuren und mündlichen Prüfungen. Also schärfe ich weiter meine Schwerter. Soll er doch kommen.

Abenteuer Examen – Level 1

Ich werde Examen machen und mittlerweile ist das nicht nur eine vage Wahrscheinlichkeit irgendwo am Horizont, sondern rückt in greifbare Nähe. Aber wie macht man das eigentlich? So ein Examen?

Um mir diese Frage zu beantworten ging es Anfang Juni nach Düsseldorf. Von Hamburg bis Tübingen hatten sich noch acht weitere Studierende auf den Weg nach Düsseldorf gemacht, um dort mit unserem Ausbildungsdezernenten Prof. Bernd Wander und seiner Mitarbeiterin Ines von Krüchten das 5. Beratungsgespräch zu führen. Bei diesem, mittlerweile obligatorischen so genannten, Examenstag gibt es Infos aus erster Hand zum vielleicht wichtigsten Punkt des Theologie-Studiums abzuholen: der Ersten Theologischen Prüfung.

Die Erwartungen an dieses Treffen waren entsprechend hoch: Jede Menge Halbwissen kursiert unter den Studis zum Thema Examen. Verbindlich äußern kann und will sich offenbar niemand. Und doch studierenden wir alle mehr oder weniger zügig auf genau dieses Event hin.

Umso entspannender, dass die Tagung im landeskircheneigenen Hotel und Tagungszentrum “FFFZ” stattfand und die Atmosphäre unter uns Studis, aber auch zwischen Studis und Herrn Wander und Frau von Krüchten sehr locker war.

In einem ersten Block wurden wir chronologisch über den Ablauf des Examens informiert, von A wie Anmeldung bis Z wie Zeugnis. Dabei kam auch allgemeine Ernüchterung auf. Oder war es eher Erleichterung? Jedenfalls wurde wurde klar, dass man zur Meldung im Dezember 2016 bereits im Mai hätte anfangen müssen zu lernen. Im Normalfall liegen nämlich zwischen Examenstag und Meldung zum Examen doch rund 12 Monate.

In einem zweiten Block war Zeit für unsere Fragen, die sich vornehmlich um die die wissenschaftliche Hausarbeit und die möglichen Spezialthemen der mündlichen Prüfung drehten. Wie sich das für eine Behörde gehört, wurden wir am Ende noch mit allerhand Formularen und Belehrungen ausstaffiert.

Große Stärke des Tages war für mich die dialogische Form der Veranstaltung, dank der ich auch von den Fragen der anderen profitieren, Herrn Wander direkt und konkret auf benötigte Infos festlegen und mich in den Pausen und im Nachhinein mit alten Bekannten und möglichen Mit-Examinanten austauschen konnte.

Für das Abenteuer Examen fühle ich mich jetzt ausreichend vorbereitet!

Weiße Räume im schwarzen Text

Weiße Räume im schwarzen Text? Damit beschäftigt sich die Methode des Bibliologs, welche das Thema der Frühjahrstagung der Theologiestudierenden im Rheinland 2016 in Leutesdorf am Rhein war. Und vermutlich hatten viele Teilnehmer eine genauso geringe Vorstellung vom Thema wie sie jetzt vielleicht der Titel dieses Artikels hervorruft.

Nichtsdestotrotz brachten wir Erwartungen mit. Im Studium beschäftigen wir uns vor allem historisch-kritisch mit der Bibel und es fällt schon nach wenigen Semestern schwer, anders an einen Text heranzugehen, ihn aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen. Welche Botschaft will er uns mitteilen? Wie können wir offen sein für Texte ohne unreflektiert zu werden oder sie eben nur historisch-kritisch in ihrer Zeit zu betrachten? Wir wünschten uns, Methoden kennenzulernen, die uns bei der Predigtarbeit helfen oder uns anleiten, wenn uns ein Text scheinbar nichts zu sagen hat.

Mit Pfarrerin Susanne Koschmider arbeiteten wir mit verschiedenen Textstellen. Wir haben gemeinsam versucht, uns in die biblischen Personen hineinzuversetzen, sie zum Sprechen zu bringen. Also die weißen Lücken zwischen dem schwarzen Text etwas auszumalen. Das hat die einen mehr bewegt als die anderen. Manche waren total begeistert und können sich gut vorstellen, die Methode selber (nach entsprechender Ausbildung) in Gemeinden weiterzutragen, während sie für andere eher “nur” eine interessante Abwechslung in der Bibelarbeit darstellt. Aber wir haben wohl alle etwas mitgenommen.

Besonders wichtig waren auch die persönlichen Gespräche, für die auf der Tagung viel Raum blieb. Es ist faszinierend, zu entdecken, wie bunt unsere Kirche ist, wie unterschiedlich die Menschen sind, die von ganz verschiedenen Studienorten im Rheinland zusammenkommen. Und wenn alles auch noch in einem solchen Umfeld mit schönem Rheinblick und leckerem Essen geschieht, dann kann man wirklich von einem gelungenen Wochenende sprechen.

                                                                                                                     Verfasst von einer Teilnehmerin

Differenzhermeneutik und Konvivenz – mal ganz praktisch

Schlussendlich der letzte Teil der Trilogie: Theologie auf Japanisch.

Der Unterricht in Kyoto wurde mit einer Abschlussfahrt nach Tokyo belohnt, die einen tatsächlich an die guten alten Klassenfahrten in der Mittelstufe erinnerte. Danach hieß es dann „Feiern für die Götter“, und ich rede hierbei vom Geburtstag des Kaisers (23.12.), Weihnachten, Silvester und Neujahr. Letzteres dauert drei Tage, in denen man die Familie besucht, putzt, die Götter des neuen Jahrs willkommen heißt und Unmengen Mochi verpeist (s. Bild). Kurios: Weil der 24. Dezember kein Feiertag ist und somit jeder bis spätabends arbeitet, feiert man Weihnachten halt schon am 4. Advent. Übrigens auch Nicht-Christen, doch für die ist das ganze mehr so ein „Fest der Liebe“, und ich rede nicht von Agape.

Von nun an trudelten die ISJPler so langsam aus, manche bekamen noch Besuch, manche absolvierten Praktika. Jedenfalls standen die Zeichen auf Freizeit. In dieser durfte ich zwei Wochen dem anglikanischen Priester meiner Ersatz-Heimatgemeinde über die Schulter schauen, was zweimal  täglich Eucharistie, einen Sonntag voller Gottesdienste und Sunday Schools, Bibelkreise en masse und Kindergärtnerei bedeutete. Dazu bekam ich viel Gelegenheit, die Gemeindemitglieder mit meinen Horrorgeschichten zu gruseln: In Deutschland geht nur 1% der Christen in den Gottesdienst, noch weniger lesen die Bibel, und vor Unmoral schützt die Taufe leider auch nicht.
Eine weitere Woche verbrachte ich in Sendai, nahe Fukushima, wo der Tsunami besonders viele Existenzen zerstört hatte. Dort konnten sich die Kirchen mit Disaster-Relief-Work einen Namen machen, und auch fünf Jahre nach der Katastrophe wurden noch immer herzlich Freiwillige willkommen geheißen. Also ab in den Norden. Von Religion sprach man dort kaum, dafür umso mehr von seinen Erfahrungen, seinen Ängsten und seiner Situation. Ich durfte die bizarrsten Geschichten hören und hatte das Gefühl, einfach nur durch meine Anwesenheit und meine weite Reise den Menschen (die teilweise noch immer in Notunterkünften wohnen) eine Freude zu machen.
Ende Februar machte sich so langsam die Sehnsucht nach Vollkornbrot, Rechtsverkehr und Fachwerkstil breit, und so reakklimatisierte ich mich schon mal, indem ich als Betreuer bei der Konfi-Freizeit der deutschen Gemeinde Tokyo mitfuhr. Dabei machte ich die Bekanntschaft mit deutschen Jugendlichen, die in der Schule und mit ihren Geschwistern lieber Englisch reden, nie in Deutschland gewohnt haben und nicht wissen, wohin sie nächstes Jahr ziehen werden. Hut ab für die Auslandspfarrer und –pfarrerinnen in aller Welt, die sich bemühen, diesen jungen Erwachsenen eine Heimat in der Kirche zu bieten.

Ein passendes Schlusswort, mit dem ich vorerst verabschiede. Jetzt steht wieder gut deutsche protestantische Theologie in Heidelberg an.

Bis bald in der EKiR!

Büffeln und Staunen im Land des Lächelns

Hier nun mein zweiter Beitrag zum Verlauf des ISJP in Kyoto letzten Winter:
Die erste Hälfte des ISJP, von Oktober bis Weihnachten, lief so ab, dass man wie aus Deutschland gewohnt 12 SWS im Klassenraum verbringt, wobei der Montag frei war und oft für Exkursionen genutzt wurde. Von denen hatten wir gefühlt jede Woche eine, wobei wir entweder mit japanischen Studenten aus allen möglichen Fachrichtungen zusammengeführt wurden, oder die Sightseeing-Spots in Kyoto und Umgebung erkundeten (wovon es mehr gibt als in ganz NRW), oder Vertreter verschiedener Religionen trafen, z.B. von Omoto-Kyou oder Tenri-Kyou. Abschlussprüfungen gab es keine, weshalb manche von uns ausreichend Zeit hatten, auch die Sub- und Popkultur Japans genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei der Freizeitgestaltung im relativ anonymen und zurückhaltenden Japan war auch das internationale Studierendenwohnheim, in dem die EMS vier von uns untergebracht hatte, sehr hilfreich. Allein das Zusammenleben mit Japanern, Koreanern, Chinesen, Europäern, Amerikanern, Nepalesen und Madagassen war schon die Reise wert!

Unsere Fächer umfassten neben Buddhismus, Shintoismus, japanischem Christentum und sog. “Neuen Religionen” auch die Theologie der Religionen, sodass man stets religionswissenschaftlich, kirchengeschichtlich, systematisch-theologisch und praktisch-theologisch gefordert war. Unterrichtssprache war Englisch, womit sich manche Dozenten zwar etwas schwer taten, wir dafür aber alle auf etwa dem gleichen Niveau den Inhalten folgen konnten. Diese waren zwar teilweise etwas zäh, wurden jedoch durch die Exkursionen lebendig und anschaulich! Inzwischen habe ich tatsächlich das Gefühl, unter den deutschen Theologen ein Experte für japanische Religiosität zu sein.

Finanziell gesehen ist Japan vielleicht das ungünstigste Land, um ein Auslandssemester zu machen, selbst wenn die Studiengebühren mit 800 Euro für uns weit unter dem Durchschnitt an japanischen Unis lagen. Zum Glück war die EMS aber dabei behilflich, geeignete Stipendien zu finden, sodass zumindest Flug, Studienkosten, Exkursionen und ein Teil der Miete refinanziert wurden. Blieben zwar immer noch die höheren Lebenshaltungskosten, doch positiv betrachtet kommt man nicht nochmal so günstig und mit so viel Freiheit für sechs Monate nach Japan. Und so eine Erfahrung ist letzten Endes sowieso unbezahlbar und zahlt sich später bestimmt aus.

日本へようこそ – Willkommen in Japan

Boah…[Mund offen]
So geht es wahrscheinlich vielen, wenn sie nach 20 Stunden Flug aus ihrem kleinen Studentenstädtchen in der Megacity Osaka ankommen, umringt von leuchtturm-ähnlichen Wolkenkratzern und mit dem sich langsam bahnbrechenden Gefühl, am anderen Ende der Welt zu sein. Ich bildete da keine Ausnahme. Am 13. September 2015 begann mein Auslandssemester in Kyoto, der tausendjährigen und kulturellen Hauptstadt Japans, wo ich an einem kleinen Forschungsinstitut, zusammen mit sechs anderen Studenten aus Europa und Asien, die japanischen Religionen studieren sollte.

Anlass für die Bewerbung für dieses Programm (ISJP), dass von der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) in Stuttgart schon seit über zehn Jahren organisiert wird, war der Wunsch, eine gewisse Distanz zum Theologiestudium in Heidelberg zu gewinnen, endlich mal praktisch und am Menschen die Theorien der Religionswissenschaft zu erproben, und mir den Jugendtraum zu erfüllen, längere Zeit in Japan zu leben.

Dafür hatte ich schon zu Schulzeiten Japanisch gelernt und letztes Jahr nochmal damit angefangen, als ich feststellen durfte, dass sich die Existenz als Theologe nicht mit einem Faible für Fernost widerspricht, wovon ich seit meiner Entscheidung für die Theologie und gegen die Japanologie ausgegangen war. Als ich dann noch der Unterstützung meiner Landeskirche und des Ökumenischen Rats der Kirchen versichert wurde, war ich nicht mehr zu bremsen. Und es sollte sich auszahlen.

Anna-Lena Steuckart

Anna-Lena Steuckart, 1999 geboren in Bad Kreuznach und dort aufgewachsen. Während der Schulzeit habe ich ein Auslandsjahr in Spanien gemacht und seit meinem Abitur im März 2018 studiere ich Evangelischen Theologie in Wuppertal. Neben Theologie studiere ich seit dem Wintersemester 2018/19 Informatik an der Universität in Wuppertal. Seit 2020 bin ich für meine.ekir.de zuständig.

Luca Bergfelder

Luca Bergfelder

Jahrgang 1992, Kindheit und Jugend im Kirchenkreis An Sieg und Rhein, Abitur 2011 an der CJD Christophorusschule Königswinter, danach einjähriger Freiwilligendienst in Jerusalem, 2012 bis 2014 Theologiestudium an der Uni Bonn, seit 2014 in Heidelberg, Zuständig für http://rheinland.interseth.de/, September 2015 bis März 2016 Interreligiöses Studienprogramm in Japan/Kyoto über die Evangelische Mission in Solidarität
http://kyotopilgrim.tumblr.com/

Anja Block

Anja Block

geboren und aufgewachsen in Wermelskirchen. Nach dem Abitur ging es für mich 2011 raus aus der Kleinstadt zum Theologiestudium nach Bonn mit dem Ziel „Kirchliches Examen“. Dort habe ich acht Semester studiert, bis für mich feststand, dass es mit dem Programm von Studium in Israel e.V. nach Jerusalem gehen soll. Von August 2015 bis Juli 2016 habe ich an der Hebräischen Universität studiert und setze nun mein Hauptstudium in Bonn fort.

Marina Brilmayer

Marina Brilmayer

Jahrgang 1988, geboren und aufgewachsen in Bonn, nach dem Abitur Freiwilliges Soziales Jahr u.a. in einer Kinderkurklinik, Studium der Evangelischen Theologie in Leipzig, Wuppertal, Göttingen und Mainz. Fan von Kirchentag, Transparenz, Struktur und Nachdenken. Seit April 2016 Vikarin in Koblenz-Pfaffendorf, d.h. interkonfessioneller Religionsunterricht an einer Berufsschule, Krankenhausseelsorge und taufen, beerdigen, trauen - halt der ganz normale Alltag einer Vikarin.

Saskia Held

Saskia Held

Saskia Held, Jahrgang 1996, ab 2016 Theologiestudentin in Bonn. Im letzten Jahr habe ich erfolgreich mein Abitur hinter mich gebracht. Seitdem habe ich einige Praktika in verschiedenen Redaktionen in den Bereichen Hörfunk und Printmedien gemacht. Seit kurzem habe ich das große Glück als freie Autorin für eine Zeitung schreiben zu dürfen, was mich meinem Traumberuf als Journalistin einen großen Schritt näher gebracht hat. Jetzt freue ich mich allerdings erstmal auf mein Studium der Theologie und auf die vielen großen und kleinen Herausforderungen, die es mit sich bringt.

Ines von Krüchten

Ines von Krüchten

Ines von Krüchten, Jahrgang 1967, Verwaltungsbeamtin, seit 1988 im Landeskirchenamt, tätig in verschiedenen Bereichen der Theologischen Ausbildung, der Theologischen Prüfungen und des Dienstrechts. Aktuelle Schwerpunkte: Erste und Zweite Theologische Prüfung, Theologiestudium und Vikariat.
http://www.ekir.de

Käthe Schmidt

Käthe Schmidt

studiert evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/ Bethel und möchte Pfarrerin werden.

Friederike Lambrich

Friederike Lambrich

Friederike Lambrich, Jahrgang 1985, aufgewachsen in Linz am Rhein, Abitur in Bad Honnef, Theologiestudium in Heidelberg, Leipzig und Bonn. Vikariat 2012 bis 2014 in der Evangelischen Kirchengemeinde Lank (Meerbusch). Seit November 2014 Probedienst mit zwei halben Stellen: in der Emmaus-Gemeinde Willich und für die Kirchenkreise Aachen, Jülich, Gladbach-Neuss und Krefeld-Viersen Geschäftsführung/Projektleitung für drei gemeinsame Großveranstaltungen zum Reformationsjubiläum.

Volker Lehnert

Volker Lehnert

Kirchenrat, Autor, Jahrgang 1960, Studium der Ev. Theologie in Wuppertal und Bonn, Promotion bei Prof. Dr. Klaus Haacker in Wuppertal mit einer Arbeit über die Israeltheologie des Lukas, 1988 - 2001 Pfarrer in Neuss, 2001 Ausbildungsdezernent, seit 2009 Leitender Dezernent für Personalentwicklung im Landeskirchenamt.
http://www.lehnert-neuss.de/Veroeffentlichungen/1/

Judith Manderla

Judith Manderla

Jahrgang 1991. Aufgewachsen im kleinen Fleck der EKiR mitten in Hessen sowie im schönen Rheinland in der Nähe von Köln. Abitur 2011 am Erftgymnasium Bergheim, danach Studium der Evangelischen Theologie in Bonn, Wien und seit 2015 in Göttingen. Begeistert von (Kirchen-)Musik insbesondere in Form von Chören mit oder ohne Blechbläsern (aber lieber mit!). 2015 freiwilliges Diakoniepraktikum in einer Behindertenwerkstatt der Diakonie Bethel. Ab Herbst 2016 Examensvorbereitung.

Ramona Ruhl

Mein Name ist Ramona Ruhl und ich bin 19 Jahre alt. Nach meinem Abitur im Juli 2019 absolviere ich zur Zeit ein Freiwilliges Soziales Jahr an meiner ehemaligen Grundschule in Mönchengladbach und spiele mit dem Gedanken, Grundschullehramt mit Evangelischer Theologie als Drittfach zu studieren. Die Orientierungstagung war für mich sehr informativ und gewinnbringend und hat mir auch bei meiner Entscheidung für einen Studiengang weitergeholfen.

Lynn Kristin Schroeter

Lynn Kristin Schroeter

Lynn Kristin Schroeter, Jahrgang 1992, geboren in Bonn, Abitur 2012 am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Bonn, ab 2012 Studium der Evangelischen Theologie in Wuppertal, besonderes Interesse gilt der Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge und dem jüdisch-christlichen Dialog; einmonatiges Reisestipendium nach Israel im Jahr 2014, seit 2016 Studium der Evangelischen Theologie in Münster.

Bernd Wander

Bernd Wander

Bernd Wander, Jahrgang 1960, Studium der Theologie in Wuppertal und Heidelberg, Vikariat und Probedienst zwischen 1990 und 1997, 1992 Promotion, 1997 Habilitation, danach Lehrtätigkeiten an den Universitäten Duisburg und Frankfurt/Main, 2005 apl. Professor für Neutestamentliche Theologie in Heidelberg, ab 2001 im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland als Persönlicher Referent des Präses, seit 2009 Dezernent mit dem Schwerpunkt Erste Theologische Ausbildungsphase
https://www.ekir.de

Ehemalige Autoren

-bisher keine-