Sieben Monate dauert mein Vikariat jetzt schon.
Sieben Monate!
Es kommt mir vor, als hätte ich nie etwas anderes gemacht.
Das Lehrerpult in der Grundschule trägt inzwischen meine „Note“. Kanzel, und seit dem Abendmahl am Ewigkeitssonntag auch der Altar, sind mir von bestaunenswerten Schmuck-Stücken zu verlässlichen Arbeits-Plätzen geworden. Die Schlüssel für die Hauptkirche und das Gemeindehaus baumeln wie selbstverständlich neben denen für Garage und Wohnungstür an meinem Schlüsselbund. Und den Fahrradweg von zu Hause in die Gemeinde könnte ich inzwischen blind fahren.
Tja, so schnell gewöhnt man sich an den Vikars-Alltag. Wobei ich natürlich auch herzlichst aufgenommen wurde von Kirchens. Noch immer höre ich manchmal Gottesdienstbesucher aus den Bänken tuscheln: „Wie schön! Das ist ja mal ein junger Pfarrer!“ Aber ist die neue Herausfoderung wirklich schon völlig zur „Gewöhnung“ verkommen? Es drücken doch noch immer einige Steinchen in meinen neuen Schuhen. Bin ich in der Grundschule eher Teil des Kollegiums oder eher willkommener Besucher? Bin ich im Konfi-Unterricht ein zu jung ausgefallener Pfaffe oder ein zu alt ausgefallener Jugendlicher? Wieviel Exegese kann ich oder muss ich sogar den Predigthörern zumuten? An diesen Fragen habe ich weiterhin zu knabbern.
Was ist das Besondere an meinem Vikariat? Vielleicht, dass in meiner Gemeinde nur 1700 Menschen wohnen. Wovon nicht alle evangelisch sind. Da kennt man sich. Da trifft man als Pfarrer beim Taufgespräch auch mal junge Eltern wieder, die man „gestern“ noch konfirmiert hat. Meine Hood heißt jetzt Staudernheim. Meine Crew heißt jetzt Karl, Willi und Hildegard. Die haben einiges an Geschichten drauf, kann ich euch sagen. Und wenn ich mich mal unter Menschen U50 mischen will, gibt es ja den örtlichen Tischtennisverein. Oder die drei anderen Vikarinnen, die in unserem gar nicht so unbeliebten Kirchenkreis an Nahe und Glan ihren Dienst tun. Oder das Predigerseminar in Wuppertal, wo ich alle 6-8 Wochen Kraft tanken und meine Fragen loswerden kann.
Was genieße ich hier besonders? Schwer zu sagen. Die Ruhe auf den Straßen. Dass mein Arbeitsweg durch Laubwälder und Acker-Felder führt. Dass Menschen es sichtbar genießen, einen jugendlichen Geistlichen zu Gesicht zu bekommen. Ein schönes Fleckchen Erde hat Gott hier geschaffen. Und wenn er will, so werde ich die nächsten zwei Jahre daran mitarbeiten, es zu bebauen und zu bewahren. Vor allem aber: es genießen.