Lisa ist Theologiestudentin aus dem Kirchenkreis Düsseldorf und Poetry Slammerin. Beim Wortanschlag setzte sie sich im Vorentscheid durch und landete im Finale schließlich auf Platz zwei. Wir hatten ein paar Fragen an Lisa.
In beinah jeder Stadt finden sich mittlerweile Poetry-Slams. Was hat dich dazu bewegt selber zu schreiben und mit deinen Texten aufzutreten?
Das Format „Poetry-Slam“ animiert selbst einfach schon zum mitzumachen: Es sind keine Grenzen gesetzt, jede oder jeder kann auftreten und sich präsentieren. Es geht nicht darum zu gewinnen, sondern einfach das Selbst-Geschriebene zu teilen. Auch wenn ich vor meinem ersten Auftritt sehr aufgeregt war und mir vorher nie zugetraut hätte, mit einem Text auf einer Bühne zu stehen, war die Aufregung ab der ersten Sekunde verflogen. Egal wie viele Punkte man bekommt oder wie viele Menschen lachen oder sich berührt fühlen, irgendwie gibt es für jeden Text auch einen Menschen im Publikum, den dieser begeistert, und das schafft eine Atmosphäre, in der sich viele Menschen auf eine Bühne trauen. Und so habe auch ich mich getraut.
Was meinst du: Ist Poetry Slam das gleiche wie eine Predigt?
Oder anders gefragt: Was ist für dich eine gute Predigt?
Für mich persönlich sind Predigt und Poetry Slam unfassbar ähnlich: In beiden Fällen versucht man Worte für das zu finden, was einen trägt und bewegt. Auch wenn bei einer Predigt meistens vermutlich ein Bibeltext die „Inspiration“ ist, gibt es für mich auch für einen Poetry Slam immer ein Moment, ein Menschen oder einen Text, der mich inspiriert und zum Schreiben veranlasst.
Ich mag es Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, etwas ausdrücken, das den/die Zuhörer/in berührt und etwas, das gleichzeitig für jeden einzelnen Menschen, der zuhört, verständlich ist. Im Prinzip kann alles Predigt und alles Poetry Slam sein. Da sind für mich bei beiden Formaten keine Richtungen, keine Worte und keine Regeln für das Formulieren fest geschrieben. Wichtig ist, dass jeder und jede seinen eigenen Stil findet, mit dem er oder sie sich gut und wohl fühlt.
Wie schreibst du deine Texte?
Oft unter Zeitdruck: Also dann, wenn der Slam morgen oder in der nächsten Woche ansteht.
Aber auf Kommando kommt selten etwas richtig gutes dabei heraus. Ich muss immer warten, bis ich irgendwo sitze und aus dem nichts irgendein Thema in meinem Kopf herumschwirrt. Dann geht es an den Laptop: Am liebsten mit Tee und Musik auf meinem Bett. Wenn ich dann eine Rohfassung vorliegen habe, überarbeite ich sie immer wieder, wenn Zeit ist auch über Monate. Das Schreiben nimmt also deutlich weniger Zeit ein, als die Entstehung der Idee.
Hast du Tipps für Predigerinnen oder Slammer, die zum ersten Mal vor Publikum oder Gemeinde stehen?
Obwohl ich jetzt schon einige Male vor Publikum einen Text gelesen habe, bin ich immer noch genauso aufgeregt wie beim aller ersten Slam. Trotzdem würde ich es immer wieder machen. Ich empfehle, mir für das erste Mal einen Raum oder ein Publikum auszusuchen, dass ich vielleicht schon kenne oder ein Raum, in dem ich mich geschützt fühle. Für mich war die Jugendkirche Düsseldorf so ein Raum. Darüber hinaus? Man sollte sich wohl mit dem eigenen Text fühlen. Also nehmt beim ersten Mal vielleicht einen Text, den ihr schon länger liegen habt oder den man selbst ganz besonders mag.
Mein ganz persönlicher Tipp vor dem ersten Auftritt: Lest euren Text Menschen vor, die nicht objektiv sind, aber auch nicht wollen, dass du dich blamierst. Es ist immer entlastend, mit einer gewissen Sicherheit auf die Bühne zu gehen.
Das Interview führte Jan Ehlert.