„Männer“ ist eines meiner Lieblingslieder von Herbert Grönemeyer. Dass er es nicht über Frauen geschrieben hat, hat mich nie ernsthaft beschäftigt. Auch im Theologiestudium nicht. Wann ist eine Frau eine Frau? Eine Frau eine Pfarrerin?
Keine Ahnung. Ich bin ohne Feminismus und ohne Schubladen groß geworden. Dass das was Besonderes ist (und wahrscheinlich auch eine Frage der Generation), wurde mir erst später bewusst. Als ich einmal mit einer Kommilitonin Zug fuhr und wir uns über das Studium unterhielten, hörte uns eine Sitznachbarin mittleren Alters interessiert zu und klinkte sich dann ein: „Was lernen Sie denn eigentlich so in feministischer Bibelauslegung?“ – „In was?“, hätten wir beinahe zurückgefragt…
Als Vikarin interessierten sich die (männlichen wie weiblichen) Kollegen am meisten für das Verhältnis der Geschlechter in Studium und Vikarskurs. Dass das relativ ausgeglichen ist, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Genauso, dass ich als Frau ordiniert werden kann. Interessant ist allerdings, dass ich als Frau im Pfarramt meistens unter Männern bin, die altersmäßig mein Vater sein könnten. Damit kommt man dann auch ohne das Studium feministischer Bibelexegese klar.
Bei euch, die ihr zurzeit studiert oder überlegt, es zu tun, wird das Geschlechterverhältnis wahrscheinlich anders sein, wenn ihr im Pfarramt seid. Dann wird die männerstarke Pfarr-Generation der heutigen Mittfünfziger im Ruhestand sein. Dann wird sich das ausgeglichene Geschlechterverhältnis auch im Pfarramt abbilden und dann werden einfach andere Fragen gestellt: Wie arbeiten wir im Team zusammen? Wer unterstützt mich? Von wem kann man was lernen? Und was für ein Mensch bist du? Vielleicht werdet ihr im Pfarramt als Mann unter Frauen und als Frau unter Pfarrerinnen sein. Auch schön!