Jerusalem-Begegnung
Nur wenige Augenblicke vor jener wundersamen Begegnung waren meine Gedanken noch tief in mein Buch vertieft. Auch das bunte, frühsommerliche Treiben in dem Jerusalemer Park um mich herum hatte ich ausgeblendet. Eine fremde Stimme brachte mich zurück. „Bible?“, fragte sie. Ich blickte auf. Vor mir stand ein offensichtlich jüdisch-orthodoxer Mann. Ich erkannte ihn an seinem typischen Aussehen: weißes, langärmliges Hemd und schwarzer Hose, das Gesicht hinter einem Vollbart versteckt und auf dem Kopf eine Kippa. “Is that… Bible?” wiederholt er und deutet auf das Buch in meiner Hand. Ich merkte, wie er sich mit seinem holprigen Englisch abmühte und antworte also auf Hebräisch: „Nein, keine Bibel“, sagte ich und zeigte ihm das Buch des israelischen Schriftstellers Amos Oz, das ich auf meinen Beinen liegen hatte. Jetzt war er vollkommen überrascht, fragte fast eilig ob er sich zu mir setzen dürfe, und wollte dann auch gleich wissen, warum ich denn Hebräisch könne? Ich erklärte ihm, was ich während meiner Zeit in Israel schon unzähligen Neugierigen erzählt hatte. Von meinem Jahr an der Universität in Jerusalem. Dass …